Dienstag, 28. Oktober 2014

Endokrinologe II - Dr. "Ich bin nur die Vertretung...


... ich habe keine Ahnung von irgendwas!"

Natürlich habe ich die LT nicht genommen an diesem Morgen, aber dennoch habe ich gefrühstückt. Das hätte ich sonst nicht ausgehalten, denn ich wußte ja, das mich eine große Blutabnahme erwartet - und das erst kurz vor Mittag. So lange nüchtern bleiben, nein, das schaffe ich nicht mehr. Die Praxis dieses Endokrinologen befindet sich auf der anderen Rheinseite, somit waren wir (mein Mann & ich) mit Bus und S-Bahn unterwegs.
Wir haben die Praxis mehr oder minder direkt gefunden, und dann kam die Wartezeit. Anfangs war ich noch ganz guter Dinge, ich war gespannt auf den Arzt. Von einer Bekannten ist mir einiges zu Ohren gekommen von ihm, und ich wollte mir gerne eine eigene Meinung bilden. Doch nach einer guten halben Stunde dann vernahm ich etwas, das meine Laune schlagartig ins Gegenteil umschlagen ließ: ich hörte (und das konnte man nicht überhören, denn zwischen Theke und Wartezimmer gibt es keine Tür oder Wand, die die Stimmen von der Rezeption her dämmen könnten) wie eine der MTA's am Telefon einem Patienten mitteilte, das der Herr Professor (bei dem ich einen Termin hatte) nicht im Hause sei, da er Urlaub habe. Waaaaas mußte ich da hören? Wie bidde?
Ich wurde so wütend. Warum hatte man mir das vor einigen Monaten nicht schon
gesagt, als ich am Telefon ausdrücklich einen Termin bei dem Professor persönlich vereinbart hatte? Zum Haare raufen, gelinde ausgedrückt. Also wieder nur ein halbgarer Vertretungsarzt. Und ich sollte Recht behalten:

Als ich nach knapp einer Stunde aufgerufen wurde (mein Mann kam natürlich mit), kamen wir in kein Sprechzimmer, sondern in ein kleines Räumchen mit einer Liege, einem winzigen Rollhöckerchen für den Arzt, und einem Sonographiegerät. Winziges Räumchen ist noch übertrieben, nur mit einem Vorhang, damit nicht jeder reingucken kann (wurde aber nicht mal zugezogen). Nach einigen Minuten kam ein kleiner, untersetzter Herr mit grauem, krauseligem Haar herein, in der Hand eines dieser kleinen, flachen Geräte, die einer ganzen Generation krumme HWS bescheren dürften, tippte etwas darauf rum, hielt mir zur Begrüßung zwei Finger (!) hin, während er weiter auf den Bildschirm seines Handys starrte. Endlich schaltete er es aus, sah mich an, und fragte, was er für mich tun könne. Während ich die ganze Litanei über meinen Zustand losließ (darin bin ja mittlerweile geübt, das geht zackig, nur noch das Wichtigste, die Fakten und fertig), sah er abwechselnd mich an und das Blatt, das ich hatte ausfüllen sollen. Darauf waren nicht viele Informationen abgefragt worden, lediglich meine Symptome und welche Medikamente ich derzeit nehme. Also alles andere als wirklich ein aussagekräftiger Amnanesebogen.
"Welche Menge nehmen Sie denn im Moment?" Unnötige Frage, ich hatte sie ja bereits auf dem Fragebogen beantwortet.
"87,5 µg," sagte ich. "Also eine 75er plus eine halbe 25er."
Er rechnete. Er sah gen Decke, dachte angestrengt nach und sagte dann:
"Also um die 100."
"Nein, 87,5 µg, weil es von Henning keine 88er gibt."
"Also... um die 92."
"Nein, weniger." Aber da wollte ich dann keinen Erbsenzähler geben und habe nur gestöhnt. Das Augenrollen habe ich mir verkniffen.
Der Arzt, wenn er denn wirklich einer war, ich wage es zu bezweifeln, griff nach der unumgänglichen Tube mit dem flutschigen Zeugs, das man vor einem Ultraschall aufgeschmiert bekommt, klatschte mir das kalte Zeug auf den Hals und guckte dann auf den Monitor, auf dem mein Inneres nun zu sehen war.
"Da steht ein kleiner Rest, hier in der einen Tasche," sagte er. Ich mußte innerlich lachen. Ja, ich lachte ihn aus. Ich war schon bei drei Ärzten, die ein sehr gründliches Ultraschall vorgenommen hatten, und es gibt keinen kleinen Rest, keinen noch so winzigen bei mir. Selbst im OP-Bericht ist zu lesen, das der Chirurg die SD komplett entfernt hat, ohne einen Rest stehenzulassen, da er damals die Gefahr von Krebs sah. Er hat alles entfernt, wie er mir damals nach der OP, wie auch einige Wochen später in unserem Telefongespräch, mitteilte.
"Gut, Sie können sich wieder setzen."
Ich reichte ihm meine Mappe mit den gesammelten Werken der Ärzteschaft. Das ein oder andere kopierte er sich - vornehmlich natürlich den OP-Bericht und auch die Krankenhaus-Berichte. Ich sprach ihn auf den Vitamin D-Mangel an. Er sagte:
"Danach schauen wir jetzt mal, woher dieser Mangel bei Ihnen kommen kann."
Innerlich - genau! - mußte ich wieder lachen. Allerdings kein fröhliches Lachen, eher ein "ich hab es ja gewußt"-Lachen, ein Lachen der Enttäuschung und Bitterkeit.
"Die SD-Werte sehen ja gut aus bei Ihnen. Die sind alle im Normbereich."
"Aber ihr fT3 und fT4," sagte mein Mann und stellte sich halb in die "Tür" des Kämmerleins, damit der Arzt das Räumchen nicht verlassen konnte, "sind seit der OP immer gleich geblieben, egal ob sie 150 LT oder nur 25 LT genommen hat!"
"Ja, aber die freien Werte sagen nichts über die Schilddrüse aus," sagte der Arzt (?). "Die sind unwichtig."
Und da hätte ich innerlich platzen mögen vor Lachen. Aber diesmal doch eher vor Belustigung. Ein "Arzt", der auf dem Schildchen an seinem Hemd seinen eigenen Namen selber mit Kuli draufschreiben muß, damit man ihn als Arzt erkennen kann, der kann nicht wirklich ein Experte sein.
"Der Herr Professor wird Ihnen dann einen Bericht zuschicken, wenn er wieder aus dem Urlaub da ist."
'Ach was, das macht der Herr Professor?' hätte ich fragen mögen. Aber ich verkniff es mir. Ebenso wie den Kommentar, das ich das ein Unding finde, denn "der Herr Professor" hat mich ja nicht persönlich empfangen bzw. untersucht, wie also kann er sich dann ein Bild von mir und meinem gesundheitlichen Zustand machen?
"Nehmen Sie jetzt erstmal weiter die 87,5 LT. Bis der Bericht vom Herrn Professor kommt."
"Ja, mache ich."
Dann gab er uns die Hand, kramte währenddessen schon sein Handy aus der Hosentasche, und machte sich von Dannen. Boah, was eine Pfeife, ich kann es gar nicht netter formulieren. Eines war klar: hierher würden mich keine hundert Pferde mehr kriegen! Andererseits wurde mir nach dem Zwischenspiel mit dem Pseudo-Weißkittel noch eine Menge Blut abgenommen, und genau darauf hatte ich ja spekuliert! Ich hatte bereits gehört, das hier ordentlich nachgeschaut wird, und dies war der Hauptgrund für mich gewesen, mich an diese Praxis zu wenden.
Die MTA war jung aber sehr nett, sie nahm professionell Blut ab, ohne Schmerz. Allerdings auch mit Nachwirkungen, wie ihr dann auf dem Bild sehen könnt. Naja, ein bißchen Schwund ist immer, könnte man sagen.

In diesem Sinne, ich werde berichten, wenn ich das Ergebnis habe. Und ich wette mit euch: ich habe einen Vitamin D-Mangel und soll bei der Dosis von 87,5 µg LT bleiben! ;)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Meinungen und Kritik sind gern gesehen. :O)
Gemeinheiten, Abfälligkeiten, alles Fiese oder Unsinnige sowie Werbung für andere Seiten -> behalt' es gleich für Dich! Ansonsten klopp' ich's in die Tonne.