Dienstag, 23. September 2014

Notaufnahme I - der Chirurg

Donnerstag, 26.09.13


Linke Gesichtshälfte schmerzt stark, bizzelt, kribbelt, wird heiß. Bin flatterig und tatterig, wackelig. Die linke Hand kribbelt, das zieht sich den ganzen Arm bis zur Schulter hoch. Der Nacken und Hinterkopf verkrampfen. Ein Gefühl am Kopf, als hätte ich einen zu engen Metallhelm auf. Ich kann so schwer atmen, als presse mir jemand die Luftröhre zusammen, als wäre mein Oberkörper, die Brust, in einem zu engen Stahlmantel eingezwängt. Ungefähr alle 10 Minuten bekomme ich einen solchen Schub. Knapp eineinhalb Stunden lang geht das Drama. Panikattacke setzt noch zusätzlich ein, es will einfach nicht aufhören, dieser Schub. Unter extremen Schwindel laufe ich zum Bus - es scheint, als käme der Boden auf mich zu, so sehr wackelt mein Körper nach vorn und wieder zurück. Ich fahre - natürlich in Begleitung meines Mannes! - ins Krankenhaus. Und zwar in das KH, in dem ich operiert wurde (in der irrigen Annahme, da gäbe es Experten).

Nach kurzer Zeit komme ich schon dran. Seltsam ruhige Notaufnahme hier, erinnert mich eher an eine Hotellobby. Blutdruck- und Puls werden gemessen. Alles normal. Blutabnahme. Die Schwester babbelt mir die Ohren voll, und ich sage ihr, das es mir sehr, sehr schlecht geht und sie nicht so schnell schwätzen soll. Sie rafft es nicht, die dumme Nuss, und textet mich zu, als wäre ich ein Idiot. Ich sage nichts und denke nur "blöde Ziege". Die Alte will mir eine Infusion verpassen, aber ich reiße die Augen ganz weit auf und schüttele - so gut es geht - den Kopf. Mein Mann sagt: "Bitte keine Infusion."
"Ja, aber Flüssigkeit kann nicht schaden."
"Sie hat heute schon sechs Liter Wasser getrunken."
"Sechs Liter? Das geht doch gar nicht. Na gut, dann eben nicht."
Dann liege ich ewig rum, bis endlich wieder ein Pfleger kommt. Er sagt, es würde ungefähr eine Stunde dauern, bis der Arzt käme, er hätte noch einen Notfall und wäre heute alleine in der Notaufnahme. Hä, waaaaas?

Zweieinhalb Stunden später, in denen ich auf der harten Liege liege und nicht mehr weiß, ob ich Männlein oder Weiblein bin, kommt endlich der Arzt. Er bittet uns ins Arztzimmer und fragt, was denn los wäre. Ich schildere ihm die Symptome und das ich seit x Tagen keine Nahrung zu mir nehmen kann, weil mir dann immer der Kreislauf wegsackt. Ich erzähle von vorne bis hinten alles, was in letzter Zeit war, und der "Arzt" sagt dann:
"Einen Moment bitte, ich rufe mal den Chirurgen an, der Sie operiert hat."
Knapp zwanzig Minuten später dann kommt er zurück und läßt DEN Spruch überhaupt los:
"Vom operativen Standtpunkt aus ist alles in Ordnung. Was den Kreislauf und das angeht, da kann ich Ihnen nicht helfen, ich bin nur Chirurg. Gehen Sie damit zum Internisten."

Was für ein geiler Spruch, der ist bis heute mein Favorit unter den Quacksalber-Sprüchen! Na, wenn das mal nicht ein Halbgott in Weiß ist, der einem wirklich helfen kann... bei dem möchte man doch lieber nicht tot über'm Gartenzaun hängen, oder?

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