Kreislaufzusammenbruch. Eineinhalb Wochen nach der komplett-OP. In dieser Zeit ging es mir super, richtig gut. Klar, die ersten Tage nach der OP war ich geschlaucht. Hatte mich richtig umgehauen. Die haben mich nicht mal gewogen vor der Narkose, haben mir wohl auf gut Glück mal die Dosis für 'nen Elefanten verpaßt. Wie dem auch sei, ich fühlte mich wie immer. Von Hormonen hatte keiner was gesagt. Wortwörtlich meinte der Chirurg zu mir - am Tage der Entlassung, während er mir den Umschlag mit dem Bericht der OP für meinen Hausarzt in die Hand drückte -:
"So in drei bis vier Wochen gehen Sie mal zu Ihrem Hausarzt und lassen sich dann ein Medikament geben. Bis dahin können Sie alles machen, alles essen und trinken, und so leben wie vorher auch."
Dabei lächelte er, wie ein Großvater kam er mir vor, aber gütig und liebevoll, sorgsam.
Wo war ich? Richtig! Kreislaufzusammenbruch. Beim Essen. Es gab Pizza, mit viel Brokkoli und schwarzen Oliven. Lieblingspizza - bis dahin jedenfalls. Ich lag ungefähr eine halbe Stunde auf dem Bett, ehe ich wagte, wieder aufzustehen. An diesem Abend, ich weiß es noch genau, fiel der Strom aus, und komischerweise war der erste Gedanke, den ich hatte:
"Mist, ich könnte nicht mal einen Notarzt rufen, wenn jetzt was wäre!"
So schlimm war es noch nie mit dem Kreislauf gewesen. Sollte man auch meinen, wenn man gleich so einen Gedanken im Kopf hat.
Abends war mir dann noch mulmig, aber es ging einigermaßen. Essen konnte ich allerdings nichts mehr, denn kaum das ich versuchte (ich hatte ja Hunger, immerhin waren nicht mehr als
3-4 Bissen drin gewesen) das restliche Mahl zu vertilgen, wurde mir wieder so komisch. Kreislauf sackte einfach weg, kaum das ich wieder 3 Bissen nahm. Also wieder auf's Bett.
Dienstag, 17.09.2013
Und am Morgen ging es gleich weiter. An den Morgen erinnere ich mich kaum, denn mir ging es richtig dreckig. Ich hatte starken Tinnitus, konnte also kaum hören, mir war wackelig, ich zitterte am ganzen Körper, ich schwitze an der Stirn, wie Fieber fühlte sich der Kopf an, mir war einfach... schlecht, elend, mies.
Mein Freund - folgend nur noch "mein Mann" genannt - rief also beim Hausarzt an. Ich solle dann direkt vorbei kommen, meinten die in der Praxis. Haha, naja, okay, also zusammen reißen und ab in den Bus. 45 Minuten Fahrerei. Eine Tortur, denn ständig schien es, als wolle sich der Kreislauf wieder verabschieden.
Beim Arzt dann. Wir warteten nicht so ewig lange. Im Sprechzimmer schilderte ich die Lage. Das mir immer beim Essen der Kreislauf wegsacke. Das mir schwindelig wäre, ich Schweißausbrüche habe. Wackelige Beine, Muskelschwäche, Herzrasen.
Der Arzt sah mich ausdruckslos an. Wie erwähnt war ich seit 15 Jahren immer wieder in der Praxis "zu Gast". Ich vertraute diesem Arzt! Ich dachte, er wird wissen, was er tut!
Er nahm den Blutdruck nachdem ich ihm meine Leiden geschildert hatte, meinte da wäre alles in Ordnung, und besah sich den OP-Bericht.
"Also die Schilddrüse ist komplett draußen, da ist nur ein kleiner Rest stehen geblieben. Dann schreibe ich Ihnen jetzt mal die SD-Tabletten auf. Fangen Sie mit 100 µg an."
Okay, dachte ich. Alles wird gut. Jetzt wird alles gut, ich kriege Tabletten. Hatte ich ja früher schon 20 Jahre nehmen müssen, waren allerdings andere (Henning Thyronajod 75 µg). Die Pillen jetzt heißen dann halt "L-Thyroxin", was soll's schon? dachte ich.
"Und trinken Sie viel Milch, wegen dem Calcium."
Aha. Igitt. Milch trinken. Aber er ist der Arzt, dachte ich, der muß es wissen.
Super! Ich habe dann direkt Nachmittags eine genommen, hatte der Doc ja gesagt, das ich das machen soll. Und dann konnte ich wenigstens ein paar Bissen essen am Abend. Obwohl mir nach 5 Bissen wieder ganz extrem mulmig wurde. Das Zittern setzte wieder ein, aber ich versuchte das zu ignorieren. Bis zum nächsten Morgen. Ab da war nichts mehr mit ignorieren, da ging es dann so richtig schön los! Zittern, Schweißausbrüche, Herzrasen, Blutdruckabfall (immer schön im Wechsel), Beine wie Gummi, starker Dreh- und Schwankschwindel, Übelkeit, Magenschmerzen... es fühlte sich an, als müßte ich sterben.
Und so ging es noch die nächsten Tage weiter, nur das es sich täglich steigerte. Immer wenn ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden, setzte es noch einen oben drauf. Ich konnte nicht richtig liegen, so stark war der Schwindel, ich dachte, der ganze Raum dreht sich. Der Kopf wurde immer enger, der Druck im Hinterkopf/Schläfenberei wurde so stark, das ich dachte, mir platzt der Kopf. Ich bekam eine Panikattacke nach der anderen, ich bekam kaum Luft, konnte schwer atmen und hatte das Gefühl, ersticken zu müssen.
Das Fazit über meinen "alten" Hausarzt: Ich war im Endeffekt sehr enttäuscht von ihm. Fünfzehn lange Jahre hatte ich diesem Mann vertraut, jetzt, wo es mir richtig dreckig ging, saß er lethargisch vor seinem Monitor, tippte dann und wann planlos vor sich hin, starrte mich ausdruckslos an und empfahl mir auch noch fataler Weise, Milch zu mir zu nehmen. Er als Mediziner hätte wissen müssen, das die Calcium-Aufnahme aus Milch zu höchstens 30% gewährleistet ist, da das Phosphor in der Milch die Ca-Aufnahme blockt. Zudem produziert der Magen zusätzlich wesentlich mehr Magensäure, was sich vor allem dann ungünstig auf den Körper auswirkt, wenn man tagelang keine Nahrung zu sich nehmen konnte und/oder unter Sodbrennen leidet. Eine Empfehlung also, die nach hinten losgegangen ist (zudem mir ja von dem Milchtrinken richtig kotzübel wurde, um es mal nett auszudrücken).
Für mich war nach diesem Arztbesuch klar, das ich diesen Arzt nie wieder konsultieren würde.
Freitags, den 20.09.13, gingen wir dann zu einem Internisten hier in der Nähe, da ich nicht mehr in der Lage war, noch im Bus zu fahren. Aber dazu ein andermal.
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