Freitag, 14. November 2014

PS Klinik - erstes Therapiegespräch (2)

Die Therapeutin war sehr jung. Sind ja mittlerweile anscheinend alle Ärzte... ich habe da letztes Jahr bei meinen zahlreichen Krankenhausaufenthalten schon genug Erfahrungen mit gesammelt - und leider durch die Bank weg negative. Halt, nein, das stimmt nicht ganz: die Neurologin, bei der ich im Dezember gelandet bin, die war sehr engagiert und wollte genau nachforschen, woher die Symptomatik bei mir kommt. Wie dem auch sei, als ich ihr endlich gegenübersaß an diesem Tag, noch mit Tränen in den Augen, da ich mich erst einige Minuten zuvor von meinem Mann verabschiedet hatte, ging es gleich los mit dem Gespräch: sie wollte meine gesamte Krankengeschichte wissen. Naja, an sich nur den Teil, der mich in die Klinik geführt hatte, aber das hängt ja bei mir alles zusammen. Und so startete ich meine Litanei über die SD-OP, meinen Absturz in die Unterfunktion; das "Runterknüppeln" der Werte, das mich dann in einen vergiftungsartigen Zustand und letztendlich in eine Überfunktion brachte; meine Odyssee von Arzt zu Arzt mit ständig wechselnden und sich letztendlich manifestierenden Symptomen (die ich ihr natürlich auch ausführlich schildern mußte); die Fortschritte bei meiner Psychoherapie; die Aussage mehrerer Ärzte, die allesamt aus Faul- wie auch Unwissenheit meinten, ich sei lediglich psychisch krank und rede mir die Symptomatik nur ein; mein Frust darüber und die Vorstellung in eben der Klinik, in der wir uns nun gegenübersaßen.
Die Therapeutin, sehr konzentriert und meinen Worten äußerst zugetan, kam schließlich auf das Umfeld zu sprechen: Sozialkontakte, Arbeit, Familie, Partnerschaft. Ich erzählte ihr dies und jenes, und sie hakte bei den Sozialkontakten nach.
"Haben Sie denn jemanden, mit dem Sie mal einfach so über sich sprechen können?"
"Naja... an sich habe ich keine Freunde. Ähm," verbesserte ich mich noch im Satz, "also ich habe schon Freunde, aber die wohnen leider alle sehr weit weg. Außer das man hin und wieder mal telefoniert oder sich im Internet schreibt... ist da nichts."
Ich erzählte ihr, das ich eben diese Menschen, die ich an einer Hand abzählen und durchaus als Freunde bezeichnen kann, über das Internet kennengelernt hatte. Mit der Zeit habe sich eine Freundschaft entwickelt - und ich erwähnte auch, das ich alle diese Menschen in ein und demselben Browserspiel kennengelernt hatte. Die Ärztin wurde hellhörig und wollte genau wissen, um welches Spiel es sich denn handelte. Im ersten Moment dachte ich, sie erwarte mit Sicherheit die Schilderung eines brutalen Action- oder Rollenspiels, eines gewalttätigen Strategiespiels womöglich, bei dem man (und ich weiß es, das habe ich alles schon durch ;)) seinen Gegnern Land und was-weiß-ich-noch-alles abnimmt. Doch stattdessen war sie sehr überrascht und auch angetan von meiner Äußerung, das es sich dabei um ein friedvolles Krankenhaus-Spiel handelte, welchem ich Jahre land die Treue gehalten hatte. Nun denn, sie fragte mich noch einiges zum Spiel (ich fand es witzig, muß ich gestehen), und sagte schließlich, das die Zeit ja um sei, es gäbe bald Mittagessen.

Allerdings verbrachte ich trotzdem noch mehr als eine halbe Stunde bei der jungen Ärztin im Sprechzimmer (das nicht ihr eigenes, sondern das einer Kollegin war). Insgesamt war ich wohl über eineinhalb Stunden bei ihr, und ich hätte noch eine Stunde dranhängen können - und sie wohl auch, wie sie mir sagte - doch der Hunger plagte mich. Zwischendurch hatten wir eine kleine Toilettenpause eingelegt und die Therapeutin hatte im Haupthaus angerufen und angefragt, wann genau es denn Mittag geben würde, damit sie mich rechtzeitig aus dem Gespräch würde entlassen können. Das Mittagessen für mich war etwas nach hinten geschoben (auf 12:40 Uhr, knurr), und ich war dann auch wirklich froh (zu diesem Zeitpunkt) als das Gespräch doch um halb eins zu Ende war.

So, liebe Leute, später geht es weiter, also dran bleiben! :O)

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