Montag, 24. November 2014

PS Klinik - Die Hexe (2)

Wie hier schon erwähnt war mir die grauhaarige Dame von Beginn an supspekt. Ihre seltsame Arzt mich mit schief zur Seite geneigtem Kopf von unten nach oben hin anzusehen empfand ich als verstörend und blödsinnig. Mit so einem Blick bedenkt man wirklich nur Menschen, die man für Vollidioten hält. Respektlos. Aber ich beginne von vorne:

Vor einiger Zeit begann ich mit der Substituierung von Vitamin D. Da Vitamin D ein Magnesiumräuber ist, muß man dieses noch gesondert zuführen (über die Haut, dazu mehr an anderer Stelle). Allerdings ist Magnesium der natürliche "Gegenspieler" von Calcium. Damit dieses nun weiterhin vom Körper richtig umgeleitet wird, muß man zusätzlich zu Vitamin D und Magnesium auch Vitamin K2 zuführen, welches ich mir in tropfenfrom bestellt hatte. Seit einiger Zeit nun nehme ich diese beiden Substanzen zum Mittagessen zu mir, um meinen Vitamin D-Wert generell aufzustocken.
Dies sagte ich in mehreren Gesprächen auch den Ärztinnen, mit denen ich am Tag meiner Ankunft in der Kinik zu tun hatte.
Besagte Pflegerin nun teilte mir mit, das ich alle Medikamente bei ihr abzugeben habe. Ich schüttelte den Kopf und erklärte ihr, das ich keineswegs meine SD-Hormone abgeben würde, solange ich nicht Klarheit darüber hätte, das ich genau diese Marke auch von ihnen würde ausgehändigt bekommen. Eine Umstellung auf einen anderen Hersteller nämlich würde mich um ein Jahr zurückwerfen, und ich könne nochmal von vorne beginnen mit der Einstellung der Hormone. Diese komische Frau sah mich völlig belämmert an, als verstehe sie nicht,
was ich ihr sagen wolle, und so wiederholte ich den Monolog. Ich erklärte ihr, warum man den Hersteller der SD-Hormone nicht einfach mal so wechseln dürfe, und ich erklärte es sehr verständlich. Sie sah mich noch immer belämmert an, bis sie endlich an den Medikamentenschrank ging und nachsah, welchen Hersteller von SD-Präparaten sie dort vorrätig hatten. Sie hatten zum Glück den gleichen Hersteller, und so erklärte ich ihr, warum ich eine 75er und eine halbe 25er Tablette nehmen würde. Mensch, das war ein Kraftakt! Ich war völlig entnervt, entkräftet und ausgehungert, mein Schädel brummte (vornehmlich durch Überforderung bzw. Reizüberflutung und durch den starken Hunger), und doch erklärte ich ihr die ganze Sache ebenfalls zwei Mal.
Und dann fing sie mit dem Vitamin D an. Ich müsse dieses ebenfalls aushändigen, denn immerhin könnte man sich - ebenso wie mit den SD-Hormonen - damit ja das Leben nehmen, wenn man unbedingt wollte. Boah, Leute. Das man Vitamin D in starker Konzentration überdosieren kann - naja, möglicherweise, wenn man keinen Mangel hat, ja, das geht. Sich damit umbringen denke ich dann doch eher nicht. Vielleicht wenn man eine Allergie oder Unverträglichkeit auf einen der zugefügten Inhaltsstoffe hat... ja, möglich. Und die SD-Hormone?! Also damit kann man sich zwar Schaden zufügen, allerdings nicht umbringen. Zumal die Wirkung der Homone erst weitaus später einsetzen dürfte, selbst in zu hoher Dosis. Und ich weiß, wovon ich spreche, ich habe das alles leidlich durch.
Diese Frau ließ nicht locker, sah mich immerzu so seltsam von unten nach oben an, dieser schiefe Blick, und ihr unheilvolles Grinsen jagte mir richtiggehend Angst ein. Und so stürmte ich letztendlich auf "mein Zimmer" (das ich mir mit einer anderen Mitbewohnerin teilen sollte), griff mir meine "Medikamente" (wobei man das Vitamin K2 nicht wirklich so betiteln kann, da dies ein frei verkäufliches, rein pflanzliches Vitaminpräparat ist), steckte sie in meine Handtasche, und verließ das Haus.
Dann schickte ich eine SMS an meinen Mann, der dann bei der Hexe anrief. Ich nenne diese Frau bewußt und abwertend so, da sie auf mich so wirkte, wie man sich eine Hexe in einem Märchen vorstellen würde, die nichts Gutes im Schilde führt.

Ich hielt mich zwar in der Nähe des Gebäudes auf, in dem ich untergebracht war, allerdings in respektvoller Entfernung. Ich wollte nicht, das die Alte mich sehen konnte - ebensowenig wollte ich von einem der anderen Mitbewohner entdeckt werden. Niemand sollte mich in diesem desolaten Zustand sehen. An der Ecke, an der ich stand, befand sich eine Telefonzelle. Es war mittlerweile nach 20 Uhr, es war dunkel und kalt, leicht zugig hier auf dem Gelände und ich war zu dünn angezogen. Ich suchte Schutz in der Telefonzelle, während ich auf den Rückruf meines Mannes wartete. Ich hatte ihm gesagt:
"Ich haue ab von hier, denn ich halte das nicht aus. Sie wollen mir meine Medikamente wegnehmen, und dann wollen sie, das ich das Vitamin D anders einnehme1. Ich will hier nicht bleiben. Entweder du kommst mich holen, oder ich gehe ohne meine Sachen und hole die ein andermal ab..."
Ja, ich weiß, das klingt nicht wie jemand, der genau weiß, wovon er spricht. Ich war am Ende meiner Kraft, um das nochmal zu betonen. In diesem Moment war ich einfach nicht fähig, mich gewählt auszudrücken. Zumal mir die somatische Ärztin (siehe 1) kurz vor meiner Flucht aus dem Gebäude auf dem Gang begegnet war. Sie hatte mich bezüglich des Vitamin D angesprochen und meinte, ich könne erstmal täglich 10.000 i.E. zu mir nehmen (wie ich es ihr angeblich gesagt hätte, was ja nicht stimmt, denn meine Vitamin D-Pillen sind mit 20.000/per Einheit dosiert, da ist eine Halbierung der Pille unmöglich, und genau das hatte ich gesagt - um nicht zu sagen, ich hatte ihr erklärt, das ich zu diesem Zeitpunkt noch eine Woche lang 40.000 i.E. pro Tag nehmen würde), und sie würde nachsehen, um mir ein ähnliches Präparat anbieten zu können. Das ließ mich dann fast vollends durchdrehen - emotional, es setzte mir so sehr zu, das ich vor Angst zu zittern begann - und festigte meinen spontanen Entschluss, das Haus so bald als möglich zu verlassen.

Es war fast halb zehn, als mich mein Mann endlich wieder anrief. Er hatte eine lange Weile gebraucht, bis er jemanden an den Apparat bekommen hatte. Auch er war der Meinung, das diese Frau nicht alle Krümel am Keks hatte - gelinde ausgedrückt. Sie hatte nicht mit sich reden lassen, war unfreundlich, abweisend und respektlos gewesen. Sie meinte allerdings auch, das ich wieder ins Haus kommen solle, damit wir über die Situation sprechen und die Lage klären könnten. Ich gestehe, das ich nur sehr widerwillig wieder ins Gebäude zurück ging.
Und was sah ich dann? Der Pflegestützpunkt war abgeschlossen, es war Übergabe an die Nachtschicht. Hahaha, so viel zu dem Thema "Lage klären"! Das ich nicht lache! Ein Mal mehr fühlte ich mich von dieser Frau verarscht und respektlos behandelt. So langsam wich die Angst der Wut in mir. Wie es weiterging, erfahrt ihr im nächsten Teil "Nachtschicht".

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